Mister BMW in Australien: Glenn Allerton im Interview.
München. Er ist ohne Zweifel der erfolgreichste BMW Racer in Australien und repräsentiert die Farben von BMW Motorrad Motorsport seit vielen Jahren: Glenn Allerton. Seit 2011 tritt Allerton mit BMW in der Australian Superbike Championship (ASBK) an. Nach einem ersten Titelgewinn 2008 sicherte er sich 2011 und 2014 mit der BMW S 1000 RR zwei weitere Male die Meisterschaftskrone. In dieser Saison tritt er wieder mit dem Team von NextGen Motorsports in der ASBK an. Nach fünf Saisonveranstaltungen (inklusive eines Podiums für Allerton in Darwin) pausiert die ASBK-Saison derzeit, bevor es im November weitergeht. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns mit Allerton über die bisherige Saison, die BMW M 1000 RR, seine Ziele für die letzten Rennen des Jahres und vieles mehr unterhalten.
Glenn Allerton im Interview.
Glenn Allerton © NextGen Motorsports
Glenn, wie ist die Situation Down Under? Kehrt im Rennsport nach den Einschränkungen durch die Pandemie wieder Normalität ein?
Glenn Allerton: „Ja, im Rennsport läuft hier wieder alles normal. Wir fahren wieder Rennen und haben hier in Australien das Glück, dass es keinerlei Einschränkungen mehr gibt. Die Normalität ist also wieder eingekehrt.“
In der ASBK gibt es im Moment eine längere Pause – denn in Australien ist gerade Winter. Wie zufrieden bist du mit den fünf Saisonveranstaltungen, die bisher ausgetragen wurden – inklusive deinem zweiten Platz auf dem Podium in Darwin?
Allerton: „In diesem Jahr sieht es auf dem Papier nicht so gut aus, aber da gibt es immer eine Geschichte dahinter. Wir hatten beim Saisonauftakt einige Probleme, wo ich beim Test einen heftigen Sturz hatte. Das hat uns zurückgeworfen, da viel kaputtgegangen ist. So war zum Beispiel der Rahmen beschädigt. Dann hat es uns an Teilen gefehlt, um das Bike wieder aufzubauen, und ich selbst habe mich auch verletzt. Von daher verlief der Auftakt für uns nicht so gut, aber ich denke, dass wir mit dem Bike gute Fortschritte gemacht haben. Dann ging es in den weiteren Rennen immer wieder nach vorn für uns, bis zum zweiten Platz in Darwin. In Darwin hat das Bike wirklich sehr gut funktioniert. Wir haben die Weiterentwicklungen am Race Calibration Kit intensiv genutzt, und dadurch war das Bike super zu fahren. Zum Beispiel haben wir in vielen Bereichen an der Motorbremse gefeilt, was uns am Kurveneingang geholfen hat. Denn das war ein Wochenende, an dem wir uns die Strecke mit den V8 Supercars geteilt haben. Die V8 Supercars haben Einheitsreifen, und der Reifen ist wirklich sehr hart, damit die Autos ihn nicht so abnutzen. Das hat die Sache für uns zu einer Herausforderung gemacht, vor allem am Kurveneingang, denn von den Autos lag viel Gummi auf der Strecke. Die Bikes waren auf der Bremse sehr instabil, und Darwin hat Bereiche, in denen sehr hart gebremst wird. Mein Bike hat dort wirklich sehr gut funktioniert, denn wir waren in der Lage, die Motorbremse für jeden einzelnen Teil der Strecke abzustimmen. Ja, das war ein wirklich gutes Rennen für uns. Nun haben wir eine lange Pause, und es ist hier in Australien sehr kalt. Der Winter ist wirklich kalt, vor allem hier in Sydney. Es hat viel geregnet, und das Wetter ist ungewöhnlich kalt. Jetzt freue ich mich darauf, in etwa vier Wochen wieder auf das Bike zu steigen.“
Glenn Allerton © NextGen Motorsports
Was war bisher dein bestes Rennen der Saison?
Allerton: „Das war definitiv Darwin, wo ich Zweiter geworden bin. Denn wir waren das ganze Rennen über in einen tollen Kampf involviert. Ich bin als Zehnter gestartet und habe mich Schritt für Schritt nach vorn auf Platz zwei gekämpft. Sogar in der letzten Runde blieb es spannend, ich habe mich von der dritten oder vierten Position auf Rang zwei verbessert, war dann wieder Dritter und habe mir zum Schluss Platz zwei geholt. Der Fight ging durch die ganze letzte Kurve bis zur Ziellinie. Ich habe mich sehr für das Team gefreut. Denn Darwin ist ein Rennen, das von uns viel Einsatz erfordert. Die Strecke ist 4.000 Kilometer von unserer Teambasis entfernt, also muss das Team vier Tage lang dorthin fahren. Ich habe Glück, ich kann dorthin fliegen, aber für das Team ist es sehr aufwändig, dorthin zu kommen, alles vorzubereiten etc. Deshalb war es großartig, am Ende eines langen Wochenendes auf das Podium zu steigen und das Team für alle seine Mühen zu belohnen.“
Glenn Allerton © NextGen Motorsports
Wie würdest du die BMW M 1000 RR mit der BMW S 1000 RR vergleichen?
Allerton: „Ich habe definitiv das Gefühl, dass die M eine sanftere, verfeinerte Version der S ist. Ich spüre, dass sich die Leistungsabgabe sanfter und linearer anfühlt. Mir gefällt es, wie die hintere Linkage arbeitet. Das kommt uns beim Superstock-Reglement, das wir haben, definitiv entgegen. Wir müssen die Serien-Linkage verwenden. Mit der hintere Linkage in der M hat man das Gefühl, dass der Fahrbahnkontakt sehr gut ist, und man hat auch ein direktes Gefühl für den Hinterreifen. Das gefällt mir gut.“
In dieser Saison hast du bei NextGen Motorsports einen neuen Teamkollegen, Josh Waters – wie gut versteht ihr euch?
Allerton: „Josh und ich verstehen uns super. Wir waren schon 2004 in der 600er-Klasse Teamkollegen, und wir kommen sehr gut miteinander aus. Er ist ein sehr starker Mitbewerber, und abseits der Strecke haben wir ein gutes Verhältnis.“
Glenn Allerton © NextGen Motorsports
Wie lauten deine Ziele für die letzten beiden Veranstaltungen im November und Dezember?
Allerton: „Am Jahresende wird es noch einmal recht kompakt für uns. Unser nächstes Rennen findet im November zusammen mit der Superbike-WM in Phillip Island statt. Ich erwarte, dort in den Top-3 oder Top-4 zu sein, denn ich kenne die Strecke aus all den Jahren wirklich gut. Ich weiß, wie man dort eine schnelle Runde fährt, und unser Bike hat sich enorm verbessert. Die Erwartung ist, auf das Podium zu fahren. Dann haben wir eine Woche Pause und reisen weiter zum The Bend Motorsport Park in South Australia, wo ich im vergangenen Jahr Zweiter geworden bin. Wir haben das Jahr mit dem zweiten Platz in The Bend abgeschlossen und lagen vor Jack Miller. Das war eine super Leistung. Jack plant, dort auch in diesem zu fahren, und es wird toll, dort wieder gegen ihn anzutreten.“
Glenn Allerton © NextGen Motorsports
Aufgrund der Pause gibt es gerade keine Rennen, aber du bist wahrscheinlich trotzdem sehr beschäftigt? Was machst du im Moment?
Allerton: „Ich bin gerade mitten in einem Rennrad-Trainingsblock. In etwa vier Wochen nehme ich an einem nationalen Straßen-Rennrad-Event teil. Das wird am selben Ort ausgetragen, an dem auch die Straßenrad-Weltmeisterschaften stattfinden, in Wollongong hier in New South Wales. Es ist ein nationales Road Masters für Australier, und dafür trainiere ich. Ich laufe auch gern und gehe ins Fitnessstudio. Abgesehen vom Training arbeite ich auch hier an der Rennstrecke bei uns in der Nähe, in Eastern Creek. Ich habe eine kleine Werkstatt für Aufhängungsabstimmungen. Ich bin bei Track Days dabei und helfe den Teilnehmern bei der Abstimmung ihrer Aufhängung, so dass sie eine Einstellung für die Strecke haben, und helfe auch mit den Reifen und den Reifendrücken. Wir haben etwa drei bis vier Track Days im Monat, und so haben wir damit einiges zu tun. Und ich versuche immer Werbung für die Marke BMW zu machen, wenn ich an der Strecke bin. Es macht mir einfach Spaß, immer an der Rennstrecke zu sein.“