Reiterberger: „Die Mannschaft hat einen unheimlichen Teamspirit.“

18. Juni 2021

Le Mans. Nach 24 Stunden war der Jubel groß im BMW Motorrad World Endurance Team: Platz drei und damit auf dem Podium beim Saisonauftakt der FIM Endurance World Championship 2021 in Le Mans. Dabei schien das bereits in der ersten Stunde zu einer „Mission Impossible“ geworden zu sein, nachdem ein Problem mit dem Kraftstoffsystem das Team weit zurückgeworfen hatte. Doch Kampfgeist, eine beeindruckende Teamleistung und die starke #37 BMW M 1000 RR brachte das Trio Markus Reiterberger, Ilya Mikhalchik und Xavi Forés wieder zurück auf Podiumskurs. Im Interview erzählt Reiterberger, wie er die „24 Heures Motos“ erlebt hat.

Feiern auf dem Podium

Herzlichen Glückwunsch zum Podium in Le Mans. Es war für euch eine Achterbahnfahrt der Gefühle – was ging in dir vor, als ihr auf dem Treppchen die Pokale entgegengenommen habt?

„Ich war vor allem erleichtert, dass dieses harte und anstrengende Rennen vorbei war und dass es einen so guten Ausgang genommen hat: endlich auf dem Podium in Le Mans! Ich habe mich für das gesamte Team riesig gefreut. Und noch dazu war wichtig, dass wir viele wichtige Punkte für die Weltmeisterschaft gesammelt haben.“

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Markus Reiterberger

Ihr wart bei den Testfahrten stark, habt im Qualifying Platz drei geholt, du hast die #37 BMW M 1000 RR direkt beim Start in Führung gebracht – aber dann wurdet ihr durch ein technisches Problem ans Ende des Feldes zurückgeworfen. Denkt man dann: Das war es jetzt?

„Leider hatte ich noch dazu in Runde drei nach der Safetycar-Phase in der letzten Kurve einen Vorderradrutscher, den ich nicht mehr abfangen konnte. Deshalb bin ich gestürzt und ins Kiesbett raus. Ich habe das Bike aber schon während des Rutschens vor sämtlichen Schleifspuren bewahrt. Ich habe mich praktisch in das Bike reingelegt, damit ihm nichts passiert, habe es im Kies sofort wieder aufgestellt und bin weitergefahren. Das hat vielleicht 22 Sekunden gekostet. Danach hatten wir leider den technischen Defekt. Aber zum ersten Mal habe ich mir nach dem Sturz gedacht: Oh Mann, jetzt ist eh alles vorbei. Man soll ja bei einem 24-Stunden-Rennen nie stürzen, oder überhaupt in einem Rennen, und jetzt war es mir eben doch einmal passiert. Ich dachte erst, das war es. Aber als ich gesehen habe, dass ich noch 22. bin und die anderen ein bisschen weg sind, dachte ich, 24 Stunden sind lang, da kommen wir schon wieder nach vorn. Aber dann kam das technische Problem, das viel Zeit gekostet hat, und da verliert man dann schon ein bisschen die Zuversicht. Doch wir haben uns dann wirklich in kürzester Zeit wieder nach vorn gearbeitet. Wir waren bald wieder in den Top-10, und dann haben wir uns gesagt: Okay, jetzt schauen wir, wie weit nach vorn wir es schaffen und nehmen so viele Punkte wie möglich mit.“

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Markus Reiterberger

Ab wann im Rennen habt ihr gewusst, dass eure Aufholjagd euch auf das Podium führen kann?

„Ich weiß gar nicht genau, ab wann wir das wussten. Aber nachdem wir relativ schnell wieder in den Top-10 waren, haben wir mit den Top-5 geliebäugelt. Das hatten wir dann auch recht schnell erreicht. Wir haben dann gesehen, dass wir die ersten zwei, drei aus eigener Kraft nicht mehr einholen können, aber das auf Platz vier liegende Bolliger-Team können wir noch packen. Das haben wir dann auch gemacht. Dazu kam dann der Gedanke, dass bei einem 24-Stunden-Rennen immer bei jedem etwas passieren kann, und es war dann auch der Fall, dass das eine oder andere Team noch ausgefallen ist und wir dadurch das Podium geerbt haben.“

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BMW Motorrad World Endurance Team

Welche Schlüsselfaktoren haben dazu geführt, dass ihr so unglaublich stark wieder nach vorn gekommen seid?

„Ich denke, das war zum einem die Taktik des Teams, dass wir konstante Rundenzeiten für alle drei Fahrer hatten, das konstante Reifenverhalten und der effiziente Spritverbrauch, der uns einige Boxenstopps erspart hat. Auch dass die Technik dann wie ein Uhrwerk funktioniert hat und dass die Mechaniker unheimlich schnelle Boxenstopps durchgeführt haben.“

Werner Daemens Team ist sehr erfahren – was macht die Stärken des BMW Motorrad World Endurance Teams aus?

„Die Mannschaft hat einen unheimlichen Teamspirit, den man wirklich spürt. Jedes Teammitglied ist mit voller Euphorie und Herzblut dabei. Und wir haben in Werner Daemen einen Teamchef, der persönlich allen sehr nah steht, und es macht einfach allen Spaß, dort zu arbeiten. Das macht die Stärken des Teams aus.“

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Markus Reiterberger

Die neue BMW M 1000 RR scheint ebenfalls eine Klasse für sich zu sein. Wie gut ist das Motorrad aus Fahrersicht?

„Wir haben mit der M RR ein sehr gutes Basismotorrad, das wir für die Langstrecken-WM noch ein bisschen verfeinert haben. Es steckt noch viel Potenzial drin, das wir noch ausschöpfen können, und ich denke, dass wir dann in Kombination mit Reifenpartner Dunlop und dem Team das Bike noch auf eine neue Ebene bringen können, dass es dann wirklich eine Klasse für sich ist. Daran müssen wir arbeiten.“

Mit Platz drei in Le Mans ist der Anfang gemacht. Weiter geht es am 17. Juli mit den 12 Stunden von Estoril in Portugal. Wie lautet dort das Ziel? 

„Estoril war im vergangenen Jahr schon gut für uns. Ich mag die Strecke, und ich denke, dass das Ziel sein muss, den Sieg zu holen. Aus technischer Sicht ist es möglich. Wir müssen nur daran arbeiten, das Paket noch einmal ein bisschen zu verfeinern, und dann ein reibungsloses Rennen abliefern. Das ist unser Ziel. Wir wollen auf alle Fälle auf das Podium, und wir wollen den Sieg.“

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