Team LRP Poland – die Langstrecken-Helden aus Polen.
München. Ein echter Dauerbrenner in der FIM Endurance World Championship ist das Team LRP Poland. Teambesitzer und Fahrer Bartlomiej Lewandowski vereint um sich eine enthusiastische Racing-Familie. Seit 2016 tritt das Privatteam mit Sitz in Warschau mit BMW in der EWC-Klasse der FIM EWC an und begeistert mit Leidenschaft, Kampfgeist und starken Ergebnissen. Erst kürzlich beendete das Team LRP Poland den Bol d’Or in Le Castellet auf dem achten Rang der EWC-Klasse und dem zehnten Gesamtplatz. Lewandowski wechselte sich auf der #90 BMW S 1000 RR mit Dominik Vincon und Pepijn Bijsterbosch ab, beide ebenfalls Stammfahrer des Teams. In der Teamwertung der FIM EWC 2022 belegte das Team LRP Poland den zehnten Rang.
Bartlomiej Lewandowski
© Team LRP Poland / Pawel Rogalski
Lewandowski selbst begann 2010 mit dem Rennfahren, und neben der FIM EWC trat er in der Polnischen Meisterschaft, der Alpe Adria Motorcycle Championship sowie im vergangenen Jahr auch in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM an. Im umfassenden Interview spricht Lewandowski über die Schlüssel zum Erfolg, den fantastischen Spirit im Team, die Faszination Langstrecke, die BMW Motorrad Motorsport Familie, Zukunftsziele und vieles mehr.
Bartlomiej Lewandowski im Interview.
Das Team LRP Poland beim Bol d’Or
© Team LRP Poland / Pawel Rogalski
Beim Bol d’Or kam das Team auf dem starken achten Platz in der EWC-Klasse und dem zehnten Gesamtrang ins Ziel. Was war der Schlüssel für den Erfolg in diesem legendären 24-Stunden-Rennen?
Bartlomiej Lewandowski: „Auf der technischen Seite war der Schlüssel, den Motor richtig vorzubereiten. Da wir schon viele Male zuvor beim Bol d’Or gefahren sind, wussten wir, dass die lange Mistral-Gerade den Motoren viel abverlangt. Sie können überhitzen und einfach hochgehen. Deshalb war die richtige Balance zwischen Motortemperatur und Gesamtperformance sehr wichtig. Das haben wir perfekt hinbekommen, da wir keine Probleme mit der Temperatur hatten und gleichzeitig eine großartige Performance abliefern konnten, inklusive des höchsten Topspeeds des gesamten Rennens: beeindruckende 349 km/h. Ein anderer Schlüssel ist der Faktor Mensch. Wir haben ein einzigartiges Team aus jungen, enthusiastischen Mechanikern, Studenten der Universität für Wissenschaft und Technologie Warschau. Wir geben ihnen die Möglichkeit, die FIM Endurance World Championship kennenzulernen, und sie belohnen uns dafür mit fantastischem Einsatz. Eines unserer Teammitglieder, Kamil Malcherek, verteidigte sogar während des Bol d’Or online aus dem Teamtruck zugeschaltet seine Masterarbeit – und das hat er mit der höchst möglichen Punktzahl sehr erfolgreich getan. Wie cool ist das?“
Wir geben niemals auf und geben unser Bestes, um jedes Rennen zu beenden.
“Bartlomiej Lewandowski
Dominik Vincon, Bartlomiej Lewandowski & Pepijn Bijsterbosch
© Team LRP Poland / Pawel Rogalski
Die Teammitglieder sind wahre Kämpfer – ein gutes Beispiel dafür war auch das 24-Stunden-Rennen in Spa. Dort hast du nach einem Sturz im Qualifying die Zähne zusammengebissen und bist am Anfang des Rennens 40 Runden gefahren, den Rest der Distanz haben dann Dominik und Pepijn untereinander aufgeteilt. Ist dieser Kampfgeist typisch für das Team und eine seiner Stärken?
Lewandowski: „Ich bin am Anfang zwei Stints gefahren, etwa insgesamt 40 Runden, um meinen beiden Teamkollegen etwas Zeit zum Ausruhen und Erholen zu geben. Leider war ich nicht in der Lage, und es wurde mir auch nicht erlaubt, länger zu fahren, da ich nach dem Sturz im Qualifying verletzte Rippen und eine Lungenprellung hatte. Die Schmerzmittel haben nicht länger gewirkt, nach fünf Runden konnte ich auf dem Bike schlicht und einfach nicht mehr atmen. Und so hat mir unser Teamarzt gesagt, dass ich nicht weitermachen kann. Diese Art von Kampfgeist ist unsere Stärke. „Wir geben niemals auf und geben unser Bestes, um jedes Rennen zu beenden.“ So wie auch beim Bol d’Or im vergangenen Jahr. Da hatten wir eine Stunde vor Schluss ein technisches Problem. Wir haben beschlossen, dass wir wieder rausgehen und dass einer unserer Fahrer das Bike über die letzte Runde schiebt, damit wir es ins Ziel schaffen. Das ist uns gelungen, und so haben wir in diesem Rennen den achten Platz geholt. Wir kämpfen immer bis zum Schluss.“
Das Team scheint auch eine große Familie zu sein – ist das so?
Lewandowski: „Absolut! Das ist unser Motto: Mit einem Lächeln auf unseren Gesichtern in die Rennen zu gehen, da es ein großes Privileg für uns alle ist, Teil einer Weltmeisterschaft zu sein. Damit diese Einstellung im gesamten Team bleibt, muss ich als Teambesitzer sicherstellen, dass wir uns die familiäre Atmosphäre erhalten.“
#90 BMW S 1000 RR, Team LRP Poland
Was würdest du als den bisher größten Erfolg des Teams werten?
Lewandowski: „Ich würde hier kein spezielles Rennen hervorheben. Unser größter Erfolg ist vielmehr, ein so großartiges Team aufzubauen und weiterzuentwickeln. Wir haben als Amateurmannschaft mit drei Fahrern und sechs Mechanikern angefangen. Nun haben wir einen recht großen Aufschlag, mit ein paar Teamtrucks, einer tollen Hospitality an der Rennstrecke, viel technischem Know-how und der entsprechenden Infrastruktur. Und das Wichtigste sind die großartigen Menschen, die mit uns arbeiten wollen. Das wissen auch unsere Partner und möchten mit uns kooperieren. Sie sehen unsere Leidenschaft, die Ergebnisse abzuliefern, die wir holen. Letzten Endes ist es uns gelungen, alle FIM-EWC-Rennen in den Top-10 zu beenden. Wir sind in diesem Jahr wieder in allen Rennen ins Ziel gekommen und haben uns einmal mehr eine Top-10-Platzierung in der Meisterschaftswertung gesichert.“
Was macht den Langstreckensport so attraktiv, warum engagierst du dich hier?
Lewandowski: „Das ist eine sehr gute Frage. Der Langstreckensport zeigt den Charakter – sowohl der Fahrer als auch der Teams. Er unterscheidet die Männer von den Jungs. Er ist wirklich eine Herausforderung, aber er bietet auch eine großartige Show mit einer tollen Atmosphäre an der Rennstrecke, sehr leidenschaftlichen Fans auf den Tribünen und während der super Pitwalks, und Fans, die alles weltweit am TV verfolgen. Jedes Rennen ist eine einzigartige, andere Geschichte und ein Kampf, dem wir uns bis zum Schluss stellen müssen.“
Es ist einfach das beste Rennmotorrad der Welt. Ohne Zweifel.
“Bartlomiej Lewandowski
#90 BMW S 1000 RR, Team LRP Poland
Warum habt ihr entschieden, eine BMW zu fahren?
Lewandowski: „Das ist sehr einfach. Da unsere Partnerschaft mit BMW bereits 2012 begonnen hat, konnten wir sehr viele Daten und Erfahrungen sammeln, die uns zu dem Schluss gebracht haben, dass es einfach das beste Rennmotorrad der Welt ist. Ohne Zweifel.“
Wie wohl fühlt ihr euch in der BMW Familie?
Lewandowski: Wir fühlen uns großartig. Sonst wären wir nicht – auch wenn das Bike selbst super ist – bereits seit einem Jahrzehnt ein Teil dieser Familie. Der technische Aspekt ist sehr wichtig, aber das gilt genauso für die Atmosphäre und die richtige ‚Chemie‘. Wie gesagt, die familiäre Atmosphäre in der Box ist für uns sehr wichtig, und diese vermittelt auch BMW im Umgang mit seinen Teams sehr. Deshalb passen wir hervorragend zusammen.“
Dominik Vincon & Bartlomiej Lewandowski
© Team LRP Poland / Pawel Rogalski
Die Saison 2022 in der FIM EWC ist vorbei – was sind eure Pläne und Ziele für die kommende Saison?
Lewandowski: „Unsere Pläne sind sehr ehrgeizig, aber es ist noch ein bisschen zu früh, alle unsere Karten auf den Tisch zu legen. Stellt also sicher, dass ihr uns auf allen unseren Social-Media-Plattformen folgt, inklusive unserer Vlogs, die wir alle zwei Wochen auf YouTube veröffentlichen. Demnächst wird es große Neuigkeiten geben. Aber alles, was ich jetzt sagen kann, ist dass wir natürlich wieder in der FIM Endurance World Championship fahren werden und uns weiterhin immer größere Ziele stecken.“
Gibt es Motorsport-Träume, die du dir noch erfüllen möchtest?
Lewandowski: „Der ultimative Traum, oder eher unser Ziel, ist einfach: mit dem Team LRP Poland Weltmeister zu werden.“