Champion down-under.

24. Juni 2020

Glenn Allerton vertritt seit vielen Jahren in seiner Heimat Australien die Farben von BMW Motorrad Motorsport. Der dreimalige Champion (2008, 2011, 2014) tritt mit dem Team von NextGen Motorsports in der Australian Superbike Championship (ASBK) an. Im Interview erzählt Allerton, wie seine Leidenschaft für das Racing bereits in jungen Jahren entfacht wurde, warum das Schicksal seinem Rennsportleben eine entscheidende Wende gab, was ihn an der neuen BMW S 1000 RR begeistert und welche Ziele man sich als dreimaliger australischer Superbike-Champion noch setzt.  

Glenn Allerton im Interview

„Mir geht es wirklich gut. Hier in Australien wurden viele der Covid-19-Beschränkungen wieder gelockert, von daher kehrt das normale Leben wieder weitgehend zurück. Ich habe die Zeit während der Pause genutzt und habe viel mit meinem Fahrrad trainiert, war viel mit dem Rad unterwegs und habe mich einfach fit gehalten für den Zeitpunkt, an dem sie uns wieder erlauben werden, Rennen zu fahren.“
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Glenn, erste und wichtigste Frage: Wie geht es dir im Moment?

„Als ich ein kleiner Junge war, sind wir da hingezogen, wo ich aktuell lebe, nach Douglas Park, auf dem Land außerhalb von Sydney in New South Wales. Ich bin immer gern Fahrrad gefahren, und als ich fünf Jahre alt war, haben mir meine Eltern zu Weihnachten eine TW50 geschenkt, ein Geländemotorrad für Kids. Und das war etwas, in das ich mich auf Anhieb verliebt habe. Jeden Nachmittag nach der Schule bin ich auf mein Motorrad gesprungen und bin so lange gefahren, bis die Sonne untergegangen ist. Ich habe es einfach geliebt. Und mein Dad liebt Motorräder. Als wir einmal zusammen ein Dirt-Bike-Rennen angeschaut haben, sagte ich zu ihm, dass ich das auch gern machen würde. Als ich etwa sieben Jahre alt war, hat er mich zu meinem ersten Rennen angemeldet, ich habe teilgenommen, und das Rennfahren hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich habe es aber auch geliebt, dass wir zum Camping aufs Land gefahren sind, zusammen mit meinem Dad und meinen Cousins, unsere Geländemotorräder dabeihatten und damit gefahren sind. Ich habe einfach die Freiheit genossen, die einem Geländemotorräder geben.“
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Wann und warum hast du beschlossen, Motorradrennfahrer zu werden?

„Ich bin Geländemotorrad gefahren, bis ich 18 war, und war darin recht erfolgreich. Wenn du ein Junior bist, ist das keine große Sache. Es gibt Meisterschaften, aber bei den Junioren steht vor allem der Spaß im Vordergrund. Mit 17 und 18 bin ich dann Supercross-Rennen gefahren, die mit den großen Sprüngen. Doch als ich 18 war, habe ich mich in einem Supercross-Rennen unglücklicherweise wirklich schwer verletzt. Ich habe mir mein Bein mehrfach gebrochen. Das war eine sehr schwierige Zeit in meinem Leben, aber ich hatte das Glück, dass mein Dad sehr positiv eingestellt war und sagte: ‚Der Straßenrennsport hat dir auch immer gut gefallen, denn wir haben Mick Doohan im Fernsehen angeschaut. Was wir jetzt machen ist, das Geländemotorrad zur Seite stellen, damit du dich auskurieren kannst, und wenn du wieder fit bist, könnten wir es mit Straßenrennsport versuchen.’ Und das habe ich dann 2001 getan, mit einem 250er-Serienbike, und ich habe es geliebt. Ich wurde Zweiter in der australischen Meisterschaft und habe nie wieder zurückgeschaut.“
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Was waren dann die weiteren Schritte in deiner Karriere?

„Ganz genau. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Krankenhaus lag und der Arzt mir wegen meines Beines ein Worst-Case-Szenario skizziert hat. Denn ich hatte ein Kompartmentsyndrom und viele Nerven waren beschädigt. Er sagte, ich könnte mich glücklich schätzen, wieder laufen zu können und dass Motorrad-Rennsport vollkommen außer Frage stünde – wie das Ärzte machen. Ich war am Boden zerstört, aber es war eine der typischen Zeiten in meinem Leben, in dem sich eine Tür geschlossen und die nächste geöffnet hat. Und ich bin glücklich darüber. Für mich war das ein großes Glück im Unglück.“
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Ja, manchmal entscheidet das Schicksal, was der beste Weg im Leben ist...
Es war eine der typischen Zeiten in meinem Leben, in dem sich eine Tür geschlossen und die nächste geöffnet hat. “

Glenn Allerton

Glenn Allerton auf der BMW S 1000 RR in Phillip Island

„Ich bin unheimlich beeindruckt vom Drehmoment des Motors des neuen Bikes. Und das Chassis fühlt sich für mich noch agiler an. Ich lasse auf das alte Bike nichts kommen, aber ich habe einfach das Gefühl, dass das neue Bike in allen Bereichen noch ein bisschen besser ist, und ich bin mit dem neuen Paket sehr happy. Unser einziges Problem war, dass wir damit nicht viel Vorbereitungszeit hatten, aber mit jedem Outing scheine ich riesige Fortschritte zu machen, und es ging nur darum, mehr Zeit auf dem neuen Bike zu haben. Denn es ist besser, schneller und macht alles, was du von ihm verlangst.“
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Du fährst in dieser Saison mit der neuen BMW S 1000 RR. Was sind die Stärken des neuen Bikes?

„Der Auftakt lief wirklich gut. Im Qualifying waren wir sehr stark, und dann haben wir um das Podium gekämpft. Aber wie es im Rennsport leider vorkommen kann, hatte ich einen Kontakt mit einem anderen Fahrer, bin von der Strecke abgekommen und im Kiesbett gestürzt. Das hat sich natürlich auf das Resultat ausgewirkt, aber ich war sehr zufrieden damit, wie sich das Bike angefühlt hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht viel Zeit für die Entwicklung, aber wir haben an einigen Dämpfereinstellungen gearbeitet, und nun ist das Bike viel besser. Nach dem Auftakt waren wir beim Testen in Wakefield, wo die zweite Saisonrunde hätte stattfinden sollen, die aber leider abgesagt wurde. Bei dem Test waren wir in den Top-3, wir waren wirklich stark und ich sehr zuversichtlich. Das Bike wird sogar mit der Entwicklung noch besser, einfach indem wir ein paar kleine Einstellungsänderungen vornehmen, damit ich mich noch ein bisschen wohler fühle. Ich bin also wirklich happy.“
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Ihr hattet in der ASBK in diesem Jahr bereits eine Rennveranstaltung, zusammen mit der WorldSBK in Phillip Island. Und dabei hast du mit dem neuen Bike auf Anhieb beeindruckt, mit einem starken Qualifying und dem Kampf um das Podium. Wie fällt dein persönliches Fazit des Saisonauftakts aus?

„Ja, wir hatten einen kleinen Test in Winton. Wir mussten die Strecke selbst mieten, damit wir die Anzahl der Personen vor Ort gering halten konnten. Richtige Track Days gibt es noch nicht. Aber es war gut, wieder auf das Bike zu steigen. Um ehrlich zu sein, war es zunächst extrem ungewohnt, nach drei Monaten, die ich nicht auf dem Motorrad saß, festzustellen, wie schnell das Bike tatsächlich ist. In den ersten beiden Outings habe ich erst einmal versucht, mich wieder daran zu gewöhnen, weil sich das Bike so schnell angefühlt hat. Es war ein sehr guter Test, und ich habe eine neue persönliche Bestzeit auf dieser Strecke aufgestellt – das war großartig.“
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Der Rennbetrieb ruht vorerst weiter, aber ihr konntet bereits wieder testen. Wie ist das gelaufen?
Ich habe einfach das Gefühl, dass das neue Bike in allen Bereichen noch ein bisschen besser ist. “

Glenn Allerton

 „Eines meiner Saisonziele lautet zunächst einmal, uns auf das Podium zu bringen. Ich möchte Schritt für Schritt besser werden. Ich war zwar schon mehrfach australischer Champion, aber im Moment befinden wir uns in einer Art ‚Wiederaufbauphase’, da ich in jüngerer Vergangenheit mehrere heftige Verletzungen hatte. In den vergangenen drei Jahren habe ich mir zwölf Knochen gebrochen, darunter zwei Wirbel im Nacken, mein Schlüsselbein und beide Handgelenke. Also arbeite ich mich gerade noch zurück und muss mir realistische Ziele setzen. Mein erstes Ziel ist also, wieder auf das Podium zu kommen und um dieses zu kämpfen. Mein langfristiger Plan bis zum Ende der Saison ist, um Siege zu kämpfen. Und ich bin überzeugt, dass wir das mit unserem Bike und meinem Team erreichen können.“
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Wie lauten deine Ziele für die Saison?

„Ja, eines der langfristigen Ziele des Teams ist es, junge Talente nach vorn zu bringen. Und ich denke, dass ich den jungen Talenten viel mit auf den Weg geben kann. Das ist auch etwas, das ich tun möchte, wenn ich eines Tages meine eigene aktive Karriere beende. Ich möchte mich dann weiter im Rennsport engagieren und jungen Fahrern helfen, den Schritt auf das nächste Level zu machen. Ich habe so viel Erfahrung, die ich teilen kann, zum Beispiel was Training und Ernährung angeht, ebenso wie sich auf Rennen auf höchstem Niveau vorzubereiten. Dem möchte ich mich widmen, wenn ich die Entscheidung getroffen habe, selbst keine Rennen mehr zu fahren.“
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Sprechen wir über das NextGen Motorsports Team. Wie es der Name bereits sagt, nächste Generation, ist eines der Teamziele auch, jungen Talenten auf dem Weg an die Spitze zu helfen. Deine Erfahrung ist dabei sicher ein wertvoller Beitrag?

Ja, wir sind schon seit vielen Jahren wie eine große Familie. Ich fahre seit 2010 mit dem Team, und sie haben mir damals in einer Zeit geholfen, in der ich Hilfe gebraucht habe. Ich war zuvor australischer Superbike-Champion geworden und hatte die Saison 2009 als Gesamtzweiter abgeschlossen. Aber am Ende stand ich ohne Vertrag da, weil das Team, für das ich gefahren war, nicht mehr antrat. Doch Team Manager Wayne Hepburn, der bereits ein anderes Team leitete, hob die Hand und sagte: ‚Hey, du bist zu talentiert, um nicht dabei zu sein. Also ist hier das Bike, hier sind ein paar Mechaniker, nun lass uns Rennen fahren gehen.’ Ich wurde dann Dritter in der Australian Superbike Championship, als ich in der ersten Saison praktisch neben seinem eigentlichen Team mitlief. Als wir dann 2011 die Möglichkeit bekamen, mit BMW zusammenzuarbeiten, haben wir das getan, sind auf die Strecke gegangen und haben die Australian Superbike Championship gewonnen.”

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Das Team scheint generell wie eine große Familie zu sein?

„Ja, über die Jahre gab es einige Jungs in Amerika, mit denen ich in Kontakt war, und richtig gern rede ich mit Markus Reiterberger. Er ist immer offen und hilft mir. Wir sprechen über Einstellungen und wie sein Bike ist, und das hilft sehr. Das macht immer Spaß, denn er fährt auf einem sehr hohen Niveau. Dieses Jahr tritt er in der asiatischen Meisterschaft an, und deren Reglement ist identisch mit unserem. Von daher sind viele der Abstimmungslösungen, die sie haben, ähnlich wie unsere, und er hilft mir hier sehr. Zudem war ich vergangene Woche in Winton mit einem anderen BMW Fahrer unterwegs, habe dort einige Runden mit ihm gedreht und ihm so geholfen. Es ist toll, auf diese Art und Weise mit BMW verbunden zu sein und anderen Kunden, anderen Leuten, die das Motorrad fahren, zu helfen, mehr herauszuholen.“
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Du lebst als Mitglied der BMW Motorrad Motorsport Familie in Australien – hast du Kontakt zu anderen BMW Racern in Australien oder auf anderen Kontinenten?

„Ja, sicher. Ich möchte viermaliger Champion werden. Es gibt noch ein paar andere Jungs, die den australischen Superbike-Titel drei Mal gewonnen haben, aber vier Mal hat noch keiner geschafft. Und das ist etwas, was ich unbedingt erreichen möchte. Ja, das ist mein Ziel: viermaliger australischer Superbike-Champion.“
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Du bist dreimaliger australischer Superbike-Meister. Gibt es ein spezielles Ziel, das du in deiner Karriere noch erreichen möchtest?
Das ist mein Ziel: viermaliger australischer Superbike-Champion. “

Glenn Allerton

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